Ich liebe Dich wie keine zweite,
doch Du weilst in ferner Weite
bzw. in weiter Ferne,
oh, ich hab Dich ja so gerne!
Ich sehne mich nach Dir!
Drum erwähne ich Dich hier.
Meine Liebe gehört nur Dir.
Zwar muß ich bisweilen
Dich mit andren teilen,
so ungefähr mit zweiundzwanzig-
tausend ... naja, nicht ganz. Ich
mag Dich aber grad’
wegen dieser Eigenart,
oh, Du meine kleine Heimatstadt...
Zwar weiß keiner, wo sie liegt, und keiner will dahin.
Doch es gibt einen Grund, daß ich da so gerne bin
in Bad Schwartau
in der norddeutschen Provinz.
Zu dem, der sagt: „Solche Städte sind nicht interessant!“, sag’ ich: „Sie sind’s!“
Denn da findste zurück zur Natur.
Drum sind da auch fast nur Kur-Touristen.
Unsere Holstein-Therme
lockt sie mit 32 Grad Celsius Wasserwärme.
Das ist nun blöderweise auch die Temperatur, bei der gewisse Algensorten ganz bevorzugt gedeihen, so daß die Therme ab und zu mal geschlossen werden muß. - Manchmal muß man halt Kompromisse machen ...
Doch diese Stadt ist nicht nur Solbadstadt
sondern hat auch ein eigenes Lokalblatt:
Die „Bad Schwartauer Nachrichten“.
Die informieren mich täglich über’s aktuelle Weltgeschehen.
Neulich erst wieder seitenfüllend in einem großen Farbbericht über Kanalisations-Reinigungsverfahren in Bad Schwartau. Ja.
An dieser Stelle möchte ich gerne überleiten zum Refrain, den ich aus reimtechnischen Gründen im Ostberliner Dialekt singen werde. Denn der Ostberliner sagt immer dann, wenn er ‘schön’ meint:
Schau, urst schau zu Hause in Bad Schwartau!
Ick weeß jenau, det Kaff kennt keene Sau
Dabei ist da was los!
Auch Kultur schreiben wir groß:
Wir haben einen Kinosaal
mit Riesen-Filmauswahl, z.B ...
Und wir ham ja auch’n Bahnhof
mit zwei Gleisen
zum Verreisen per Eisenbahn.
Zwar muß man da, wenn man einsteigen will, den Daumen raushalten. Und zum Aussteigen die Notbremse ziehen. Aber die zwei Züge, die da täglich vorbeikommen, fahren eh selten schneller als 30 - da kann man zur Not bequem auch mal auf- oder abspringen.
Ja, was gibt’s sonst noch so zu sagen über Bad Schwartau?
Moment! Ihr kennt sicherlich
den gleichnamigen Brotaufstrich:
Schwartau -
das erste Extra des Tages.
Dieses Zeug,
ich sag’ es euch,
ich mag es
... ja eigentlich auch gar nicht so besonders gerne, ist ja Geschmackssache, also ich persönlich bevorzuge zum Frühstück eher Müsli.
Das liegt vor allem daran, wenn man aus Bad Schwartau kommt, man kommt an der Marmelade nicht vorbei. Die wächst da quasi auf Bäumen. Die Stadt selber ist in der Marmeladenfabrik untergebracht. Wenn man kleine Kinder auf der Straße fragt, was die später mal werden wollen, dann kommen so Sachen wie: Kirschenentsteiner, Erdbeerpflücker, Marmaledenglasdeckelzuschrauber. Das ist ein trauriges Bild. Das führt dann halt dazu, daß man entweder selber da später arbeitet oder Leute in der näheren Verwandtschaft hat, die da arbeiten. Die bringen einem dann auch immer Marmelade mit wenn sie zu Besuch kommen. Sehr originell. Die stapelt sich dann bei uns irgendwann im Keller, kistenweise, jede Sorte, zum Beispiel
Himbeer, Erdbeer, Brombeer, Boysenbeer,
Waldbeer, Blaubeer, Heidelbeer, Preiselbeer,
Stachelbeer, Johannisbeer und Pflaumenmus
- Ich hab den Marmeladen-Blues! -,
Orange, Pfirsich, Aprikose,
Hagebutte, Pampelmuse,
Kirsche!
Und von Jahr zu Jahr
kommt eine neue noch dazu, ja!
Erst neulich Maracuja,
Halleluja!
So glaubt jeder, der mich fragt: „Wo kommst’n her?“,
daß ich mich ausschließlich von Marmelade ernähr’,
was im Grunde auch gesund und ungefährlich wär,
gäb’ es keine Marmeladen-Erpresser,
die, weil sie offenbar sehr böse
nach dem großen Gelde gieren,
Zusatzstoffe, ominöse,
in die Konfitüren rühren,
was gefährlich werden kann,
wenn diese in Verbreitung gehen.
Doch hat’s den Vorteil, daß wir dann
auch mal in der Zeitung steh’n:
Plötzlich steht auf allen Titelseiten
- und wenn nicht da, dann auf der zweiten -
ein Bad-Schwartau-
Bericht.
Bloß in den Bad Schwartauer Nachrichten, da steht er nicht.
Komisch.
Ihr habt ja recht, viel gibt es nicht,
was echt für Bad Schwartau spricht.
Dennoch hängt mein Herz an ihr!
denn ich denke mir:
Auch wenn sie in der Tat
fast nichts zu bieten hat,
bleibt sie doch meine kleine Heimatstadt.
So come on! Baby don’t you wanna go
back to the same old place:
My sweet home Bad Schwartau.
Genau.
Oh, Bad Schwartau, du hast meine Liebe. Dankeschön.