Jeden Tag werden wir älter
Werden gepresst und durchgeschüttelt
Müssen aufpassen, dass wir nicht zerfallen
Kriegen blaue Flecken oder stumpfen ab
Ruhen uns zu wenig aus und gehen kaputt dabei
Manche Ohren werden taub und manche
Münder bekommen gute Jobs
Nicht vergessen, wie man nicht werden will
Am besten, man schreibt's sich auf
Diese Welt ist ein Gefängnis
Und wenn du das vergisst
Wirst du ganz schnell ihr Wärter sein
Das Kunststück ist es, älter zu werden ohne die Stiefel anzuziehen
Die über einen hinweggetrampelt sind
Die Träume werden eingesperrt
Unter der wohl gepflegten Haut
Doch die Welt wird nicht glücklich
Indem du deinen Schmerz vergisst
Es gibt viele Sachen, für die man hier leben kann
Und alle sind legitim – da hast du Recht
Aber einige sind einfach mal bescheuert
Fressen einen auf und brechen das Genick
Du sagst, wir hängen mit den Ideen
Doch nur immer in der Luft
Und du willst endlich einmal Boden unter deinen Füßen
Dann stellst du die Füße unter den Tisch
Den du schon damals so gehasst hast
Und von deinen Ideen bleibt dort nicht viel übrig
Das Kunststück ist es, älter zu werden ohne die Stiefel anzuziehen
Die über einen hinweggetrampelt sind
Warum lächeln alle auf den Fotos
Trotz der Angst vorm Morgen?
Sie lächeln glücklich und zufrieden
Trotz massiver Sorgen
Um sich vorzuspielen, dass alles stimmt
Dass alles, wirklich alles, richtig ist
Doch ich sehe jeden Tag
Den Schmerz an Kassenschlangen stehen
Und ich bin unzufrieden und das behalt ich mir
Ich suche immer noch eine bessere Welt
Und die Suche, die geht weiter, sonst geh ich verloren
Was ich vermisse, das ist die Waffe der Verweigerung
Sie ist dir irgendwie abhanden gekommen
Und du setzt dich an den Tisch, der alle überfährt
Und ich bleibe stehen und schreie – und werde hoffentlich alt dabei
Das Kunststück ist es, älter zu werden ohne die Stiefel anzuziehen
Die über einen hinweggetrampelt sind