Drüben, vor dem Altersheim, sitzt ein müder Greis
Mürrisch lutscht er seinen Brei, der ist wie immer viel zu heiß
Wenn ihm dann auch die halbe Ladung noch vom Löffel runterfällt
Denkt er an die Gemeinheit und den Undank in der Welt:
„Ich hab' mein ganzes Leben lang geschuftet Tag und Nacht
Hab' dabei immer nur an mich und nie an andere gedacht
Und jetzt schiebt man mich aufs Abstellgleis, ich bin ja alt und krank
Und sitz' allein auf meiner Bank –
Das ist der Dank!“
Borgen bringt bekanntlich Sorgen. Wiederkriegen noch viel mehr
Nun, bei Geld ist mir das schnuppe, nur am Auto häng' ich sehr
Neulich rügte mich ein Freund, dass ich mich nicht so haben soll:
„Ich bring' die Karre schon zurück und tank' sogar auch wieder voll.“
Nachts war er dann selber voll und fuhr beschwingt nach Haus
Und als es brenzlig wurde, stieg er sehr geschickt beim Fahren aus
Während das führerlose Wrack in einen Straßengraben sank
Allerdings mit vollem Tank –
Das ist der Dank!
Mancher hat sein Leben lang nur Kummer und Verdruss
Eines Tages ruft er: „Sense! Jetzt ersäuf' ich mich im Fluss!“
Ein edler Retter springt ihm nach, obwohl's vor Frost und Kälte klirrt
Auch der Selbstmord ist ein Laster, wenn er zur Gewohnheit wird
Der And're ist schon längst am Strand, wo er sich trockenreiben lässt
Dann geht er heim und gibt ein riesengroßes Auferstehungsfest
Und alles ruft: „Er lebe hoch!“ Und man vergisst im Überschwang
Den Retter, der im Fluss ertrank –
Das ist der Dank!
Schon der Säugling wird ermahnt: „Mein Kind, nicht immer lacht das Glück
Denk auch an die schlechten Zeiten, leg dir was zurück.“
So entsteht ein Mensch, der Maß hält, und der stets den Pfennig ehrt
Doch wird der Notgroschen gebraucht, ist er schon beinah' nichts mehr wert
Wenn man gespart hat und gehortet, von der Wiege bis zum Sarg
Dann fehlen eines Tages neunundneunzig Pfennig an der Mark
Und wenn man Pech hat, kracht am Ende noch die Bank
Und man ist wieder völlig blank –
Das ist der Dank!
Auch der friedfertigste Mensch, ist am Morgen leicht verstimmt
Wenn einer kommt und ihm die Butter von den Frühstücksbrötchen nimmt
Und dabei lässig sagt: „Zu fette Kost verweichlicht und macht krank
Trocken Brot hält frisch und schlank.“ –
Das ist der Dank!
Sing uns einen schönen und melodischen Gesang
Aber mach ihn nicht zu lang –
Das ist der Dank!