Was ich sage, was ich anfang', ich mach' mir nur Schererein
Und wo immer auch ein Fettnapf steht, da tapp' ich voll hinein
Mach' unpassende Bemerkungen mit sicherem Instinkt
Situationen gibt's, da wünsch' ich, dass die Erde mich verschlingt
Wenn sich wer wo falsch benimmt, bin ich's wahrscheinlich
Und dann steh' ich da und sag': „Ist mir das peinlich!“
Ich erinn're mich, zum Beispiel, noch an einen Stehempfang
Fade Schnäpse, fade Leute, und die Zeit wurde mir lang
Und so sagte ich jemandem: „Statt hier dämlich rumzusteh'n
Woll'n wir in der nächsten Kneipe nicht 'ne Runde flippern gehn?“
„Abgemacht“, sagte der, „aber komm'se, geh'n wir heimlich
Ich bin nämlich hier der Gastgeber“ – Ist mir das peinlich!
Weil ich immer so mitfühlend, und weil ich so hilfreich bin
Tröstete ich, wenn ihr Mann verreist war, meine Nachbarin
Eines Tages kam er, ich weiß nicht, welchem Zufall ich's verdank'
Früher, als geplant nach Haus', fand mich in seinem Kleiderschrank
„Guten Tag“, sagte er, „Ich heiße Klaus-Heinrich!“
Ich sagte: „Angenehm, Klaus!“ – Ist mir das peinlich!
Die Frau meines Freundes Schlüter kocht so unbeschreiblich schlecht
Dass ein Sprichwort sagt, bei Schlüters, da erbricht man sich zu Recht
Diesmal hat das Scheusal sich selbst übertroffen, dacht' ich mir
„Nun“, fragte mein magenkranker Freund scheinheilig, „schmeckt es dir?“
„Aber ja!“, log ich, „Hm, schmeckt ja unwahrscheinlich!“
„Na, dann greif doch noch mal zu!“ – Ist mir das peinlich!
Ein Freund schenkte mir ein Ölgemälde, das so scheußlich war
Dass ich es spontan gestiftet habe zum Weihnachtsbazar
Doch als sich drei Tage später wieder ein Besuch ergab
Rief er: „Sieh doch nur, was ich dir beim Bazar ersteigert hab'!
Ein Gemälde, fast so wie deins, das ist doch fein, nicht?
Häng' sie doch mal nebeneinander!“ – Ist mir das peinlich!
Einfältiger als ich ist da nur noch mein Freund Isidor
Höflich stellte ich ihm seine Tischdame, Frau Schlottke, vor
Und er lächelte sie an und sprach charmant: „Wenn du mich fragst
Madame sieht doch etwas jünger aus, als du das immer sagst!“
Und fuhr fort: „Sag mal, warum trittst du mich heimlich
Unterm Tisch immer ans Bein?“ – Ist mir das peinlich!
So bring' ich einen Teil meines Lebens mit mich schämen rum
Manchmal schäme ich mich lautstark, manchmal schäme ich mich stumm
Wenn ich noch nicht weiß, warum, schäm' ich mich schon mal auf Verdacht –
Ich bin sicher, irgend etwas hab' ich sicher falsch gemacht
Denn wenn sich wo wer falsch benimmt, bin ich's wahrscheinlich
Und dann stamm'le ich schon mal vorsichtshalber: „Ist mir das peinlich.“