Es ist Weihnachtstag, und es ist Viertel nach zwei.
Ich kann aufatmen, der Weihnachtsstreß ist endlich vorbei.
Jetzt gibt's gar nichts mehr zu kaufen, alle Läden sind zu:
Klappe zu, Affe tot, jetzt ist endlich Ruh'.
Ich hab' den Baum im Ständer, die Geschenke eingehüllt,
Alle Karten abgeschickt, kurz - alle Pflichten sind erfüllt.
Jetzt bring' ich nur noch so, als kleine Aufmerksamkeit,
'ne Dose Weihnachtskeks zu Müller-Wattenscheidt.
Zu Müller-Wattenscheidt, da führt der Weg mich nun mal genau
Vorbei am Haus von Dr. Zickendraht und seiner Frau,
Die hat mir 'ne Autofensterkloroll'nhäkelmütz geschenkt.
Und wenn sie nichts von mir kriegt, ist sie zu Tod' gekränkt.
Also kling'le ich bei ihr und überreich' ihr gradewegs
Die für Müller-Wattenscheidt bestimmte Dose Weihnachtskeks.
Sie nötigt mich auf ein Glas Persiko und Erdnußflips
Und schenkt mir dann ein selbstgegoss'nes Fachwerkhaus aus Gips.
So, die Zickendrahts sind gut bedient, doch, andererseits,
Was schenke ich denn jetzt bloß den Müller-Wattenscheidts?
Die Läden zu, die Kekse weg, der Ofen ist aus,
Ach, dann schenk' ich ihnen halt das gips'ne Fachwerkhaus.
Es macht sie glücklich, und sie hängen es auch gleich an die Wand,
Loben mein Basteltalent und preisen meinen Kunstverstand,
Und schenken mir, so sehr ich mich auch wehre und empör',
'ne Krawatte und dazu 'ne Flasche Eierlikör.
Mann, jetzt aber nichts wie auf dem schnellsten Wege nach Haus.
Da treff' ich vor Zickendrahts doch noch Roswitha und Klaus.
Und die drücken mir gleich großzügig 'ne Dose in die Hand:
Und zwar die mit meinem Keks, die hab' ich gleich wiedererkannt.
Also rück' ich schweren Herzens nun auch meine Beute raus:
Die Krawatte kriegt Roswitha und den Eierlikör Klaus.
„Frohe Weihnacht" säuseln sie, „wir müssen weiter, tut uns leid,
Wir sind grade auf dem Weg zu Müller-Wattenscheidt!"
Was lehrt uns dieses Gleichnis? Daß auch mit Hinterlist
Geben nun mal seliger denn nehmen ist!
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