Die Hochzeitsrosen sind lange welk,
Wir treiben im offenen Meer.
Ich fand ihren Zettel mit diesen Zeilen
Als Lesezeichen im Buch,
In dem ich noch lese, wenn ich zuweilen
Den Schlaf vergeblich such'.
Sie legte die Verse wie eine Fährte
Neben das schmale, rote Band
Und eine entfernte Erinnerung kehrte
Zurück, als ich sie dort fand.
Wie oft sind wir wohl so hinausgetrieben
Durch die Brandung und Wellental -
Zwei Liebende, die sich so lange lieben,
Doch immer zum ersten Mal.
Wie oft haben wir so zusammen die Sterne
Bestimmt auf unserem Floß
Am Mansardenhimmel in dunkler Ferne
Und drifteten ruderlos,
Sind auf dem einsamen Eiland gestrandet
Und beteten doch verstohl'n
Daß niemals ein Rettungsboot bei uns landet,
Um uns zurückzuhol'n.
Wir wußten ja beide, das Glück ist zerbrechlich,
Eng aneinandergepresst
Heilten wir uns, als wär' das Glück bestechlich
Und wir hielten es damit fest.
Und hielt es nicht allen banalen Stürmen,
Den trägen Gewohnheiten stand?
Den Sorgen, die sich zu Gebirgen auftürmen
Zwischen Windeln und Anbauwand.
Haben wir nicht die gemächlichen Wogen
Aufgewühlt und aufgebracht?
Dem Alltag ein Festtagskleid angezogen,
Die Feuer neu angefacht?
Schlaflos skandier' ich die Zeilen wie immer,
Horch' auf ein Knarren im Scharnier
Auf die Hand an der Tür zum Mansardenzimmer -
Ich wünschte, sie wäre bei mir.
Ich liege bei dir unterm Dachgebälk -
Diese Stunde liebe ich sehr,
Die Hochzeitsrosen sind lange welk,
Wir treiben im offenen Meer.>