Ein immerwährendes Kommen und Geh'n,
Hasten und Eilen ohne aufzuseh'n,
Die Zeit vertreiben, in der Schlange steh'n:
Geduldig sein.
Lautsprecherstimmen schmeichelnd, glatt und leer,
Hauchen Durchsagen: Wohin, woher,
Und jede ist ein Abschied, eine Wiederkehr!
Sonntagabend auf Rhein-Main.
Buchstaben blättern, wie von Geisterhand,
Leis' klappernd Städtenamen an die Wand,
Die fernen Ziele in manch fernem Land:
Die Welt wird klein!
So nah sind Träume an der Wirklichkeit,
Einen Entschluß, nur ein paar Stunden weit,
So nah auch Not und Angst und Krieg und Unfreiheit!
Sonntagabend auf Rhein-Main.
Leere Cafétische, schmutz'ges Geschirr,
Volle Gepäckkarren, Sprachengewirr,
Computerkassen und Gläsergeklirr
Mischen sich ein.
Gepäck- und Paßkontrollen-Labyrinth,
Müde Gesichter, die Nachtschicht beginnt,
Auch daraus ist der Stoff, aus dem die Träume sind!
Sonntagabend auf Rhein-Main.
Auf gleißendem Lichterband startbereit,
Silberne Brücken über Raum und Zeit,
Blinklichter steigen in die Dunkelheit
Und schweben ein.
Ich mag ihn, diesen Ort, der lebt,
Den Hauch Melancholie, der sich erhebt,
Ich mag die Hoffnung, die doch über allem schwebt:
Sonntagabend auf Rhein-Main.